Chronik
Musikverein Eintracht Darmsheim e. V.
1922 -1939
„Wie in vielen Orten, so erwachte auch im vorigen Jahre in hiesiger Gemeinde bei einigen jungen Leuten der Wunsch nach einer Musik. Unter den schwierigsten Verhältnissen gelang es endlich, so viele Leute zusammenzubringen, dass mit der Sache überhaupt begonnen werden konnte.“
Mit diesen Worten beginnt das erste der vier Protokollbücher, die die Schriftführer des Musikvereins Darmsheim in den nunmehr 98 Jahren seit seiner Gründung gefüllt haben. In Anbetracht der Wichtigkeit sei das eingangs zitierte Protokoll über die im Juli 1922 erfolgte Gründung der Musikkapelle und deren erste Tätigkeit hier in vollem Wortlaut abgedruckt:
„Nachdem wir nun von verschiedenen Geschäften Preise eingeholt hatten, entschlossen wir uns, die Instrumente bei der Firma R. Barth in Stuttgart zu kaufen. Als wir im Besitz unserer Instrumente waren, gab uns Herr Barth die ersten Anleitungen. Wir mussten jedoch bald einsehen, dass wir auf diese Weise auf keinen grünen Zweig kommen würden, und wir suchten uns zuerst einen Dirigenten. Herr Kapellmeister Sugg aus Böblingen erklärte sich bereit, die Sache zu übernehmen.
Durch Hinzukommen weiterer drei Mitglieder, darunter unser jetziger Vorstand Herr Haug war es uns möglich, nach nicht ganz halbjährigem Bestehen eine Weihnachtsfeier abzuhalten.“
Am 04. Januar ’23 findet in der „Wirtschaft des Georg Mundle“ die erste Versammlung statt, bei der Wahlen auf der Tagesordnung stehen: zum ersten Vorstand der Musikkapelle Darmsheim wird Wilhelm Haug gewählt.
Im Frühling des gleichen Jahres gibt die Kapelle auf „Anregung des Herrn Schultheiß Braun“ zusammen mit dem Streichorchester Dagersheim ein Konzert zugunsten der Ruhrbevölkerung, dessen Reingewinn 37000 Mark beträgt.
Im Juli tritt in der Aktivität der Kapelle eine Unterbrechung ein, die den Schriftführer in seinem Bericht über die Versammlung am 13. Dezember ’23 zu folgenden eindringlich mahnenden Worten veranlasst: „Nach bereits halbjähriger Ruhepause hielt es die Musik doch mal wieder für nötig, einen Schritt zu unternehmen für ihr fernes Bestehen. Denn es ist doch, wie ich annehme, ein Zeichen von Gleichgültigkeit in einem Verein, wenn derselbe ein halbes Jahr zubringt, ohne irgend etwas zu unternehmen, was zu seiner Förderung gedient hätte.“
Auch die finanzielle Lage gibt keinen Anlass zur Freude; das Protokoll über die Verlesung des Kassenberichts am 23. Januar 1925 lautet: „Es konnte hier nichts eingewendet, nur die traurige Wahrnehmung gemacht werden, dass wir augenblicklich gut rechnen haben, da die Kasse vollständig leer war.“
Im Protokoll über die Versammlung am 7. November ’26 notiert der Schriftführer: „Punkt 3: Entweder-Oder ….war der wichtigste, hing doch von diesem das ganze Zukünftige ab. Der Vorstand betonte ausdrücklich, wenn wieder weitergespielt werden solle, müsse ein anderer Geist und Disziplin herrschen, andernfalls er der erste sei, der seinen Austritt erkläre! Denn so wurstle er nicht weiter, was auch allgemein gutgeheißen wurde. Dann sollten frische Leute angelernt werden, denn 8 Leute wie bisher sind zu wenig. Es hatten sich auch bereits 8 weitere bereit erklärt, das Spielen zu erlernen, was freudig begrüßt wurde. Weiter wurde beschlossen, den seitherigen Dirigenten, der ein wenig beleidigt war, zu ersuchen, wiederzukommen und sein begonnenes Werk weiterzuführen!“
Am 6. Januar 1927 veranstaltet die Kapelle in der Turnhalle eine Weihnachtsfeier, deren umfangreiches Programm einen Abdruck aus dem Protokollbuch verdient:
Punkt 1: Marsch Gute Kameraden, welcher infolge Ausschaltung des Hauptlichts etwas einbüßte.
Punkt 2: Ansprache des Vorstands, der manchem ans Herz redete.
Punkt 3: Stille Nacht mit Einleitung, welches vorzüglich klappte.
Punkt 4: Couplet Die strammen Kerle von Hammelsbach, das nicht ganz klappte.
Punkt 5: Mignonette-Overtüre v. Baumann, die mit großem Beifall endete.
Punkt 6: Theaterstück Die Wetterkiste! Welche alle Erwartungen übertraf und nur Lachsalven während der ganzen Aufführung erntete.
Punkt 7: Bergmannskind und Auf der Wacht, Lieder, welche großen Dank eintrugen. Hierauf Pause mit Losverkauf, welcher beinahe zu lange dauerte.
Punkt 8: Marsch Heimatklänge, welcher noch wunde Punkte hatte.
Punkt 9: Couplet Die drei Gebrüder Dick, Lachen ohne Ende!
Punkt 10: Konzertwalzer, welcher auch sehr gut vorgetragen wurde.
Punkt 11: Theaterstück Zwei Brüder, ernstes Drama, welches beinahe zu viel von unseren jungen Anfängern verlangte, aber auch gut abgewickelt wurde und manch nasses Auge gab.
Punkt 12: Das stille Tal und Muttersegen, ebenfalls dankbar aufgenommen, überhaupt, sollte mehr für Lieder gearbeitet werden.
Punkt 13: Schlussmarsch Kronprinz, welcher noch am besten klappte.
Nach der weiteren Teilnahme an Wald-, Garten-, Musik-, Feuerwehr-, Gauturn-, Kinder-, Verlobungs- und Hochzeitsfesten im Laufe des Jahres 1928 droht die Unternehmungslust der Kapelle wieder nachzulassen, so dass der am 9. Februar 1930 neugewählte Schriftführer sein neues Amt mit folgender Mahnung im Protokollbuch beginnt: „Es sind schon bereits 2 Jahre her, indessen Zeit unsere Musik bereits eingeschlafen ist. Schlechtes Zeugnis von uns Musikern. Aber Gott sei’s gedankt, es waren noch einige darunter die es fertiggebracht haben, mit großer Mühe und Arbeit einige Jungen wieder aufzunehmen, da von den älteren Musikern einige faul und interesselos sind. Aber nun auf, Ihr Jungen, nehmet Euer Werkzeug zur Hand und seid wie Berge und Felsen, die nicht wanken noch verzagen! Nun will ich schließen mit innigstem Dank an unseren lieben Vorstand Wilhelm Haug. Übung macht den Meister, und ein Faulpelz bekommt kein Lob!“
An Silvester 1930 findet schließlich im Lokal zum Lamm die offizielle Gründung des Musikvereins Darmsheim statt; diesem Ereignis wohnen zahlreiche Besucher bei, von denen sich viele dem neugegründeten Verein anschließen, darunter vor allem auch Darmsheims Bürgermeister Braun. In der ersten Generalversammlung des Vereins am 08. März 1931 stehen wieder Neuwahlen auf der Tagesordnung. Der bisherige Vorstand Wilhelm Haug wird auch diesmal einstimmig in seinem Amt als 1. Vorsitzender bestätigt; zum 2. Vorsitzenden wird Gottlob Sautter gewählt. Im Anschluss an die Wahl werden die Satzungen des Vereins festgelegt.
Nach dem arbeits- und erfolgreichen Jahr 1931 ist auch der Kassenbestand erfreulich angewachsen, wenn auch „immer noch zu wenig Geld in der Kasse“ ist, wie in der Generalversammlung am 28. Februar 1932 mitgeteilt wird.
Das Programm für 1932 ist in der Folge recht reichhaltig:
1 Mai Ausflug nach Ostelsheim
27./28. Mai Musikfest in Holzgerlingen
12 Juni Gauturntag in Darmsheim
13 Juli Waldfest in Gärtringen
14 Juli Geburtstagsständchen für Fritz Sautter
15 Juli Monatsversammlung
Und so geht es fort, auch durch die nächsten Jahre, bis nach dem 11. September 1937 wieder eine längere Pause im öffentlichen Auftreten und im Vereinsleben eintritt.
Dann kam im Jahr 1939 der Krieg zustande, und die meisten mussten sofort einrücken. Nun hatte das Vereinsleben vorläufig ein Ende.